Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Eine Münzstätte in Obergünzburg
Im vierten Jahrgang des Allgäuer Geschichtsfreundes (1891, Seite 95) berichtete Ad. Horcher über die Einrichtung einer Münzstätte in Obergünzburg durch den Fürstabt Eucharius im Jahre 1621. Die Geldverhältnisse in Deutschland waren damals in einem Zustand, der in vielerlei Hinsicht mit den heutigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten vergleichbar ist.
Gute Münzsorten wurden knapp, weil die reichsberechtigten Stände versuchten, hochwertige Taler einzuziehen, umzuschmelzen und schlechte Scheidemünzen daraus zu prägen. Der Wert des Reichstalers, der 1866 mit 68 Kreuzern bewertet wurde, war 1619 bereits auf 108 Kreuzer und 1622 sogar auf 680 der neuen schlechten Kreuzer gestiegen (historische Währung).
Die Münzmeister
Als Münzmeister stellte der Fürstabt den Kemptener Ratsherrn Leonhard Heel ein. Heel war jedoch eine zwielichtige Persönlichkeit, die bereits in mehrere fragwürdige Geldgeschäfte verwickelt gewesen war. Er richtete die Münzstätte in einem zweistöckigen Gebäude in Obergünzburg ein, das vom Stift bereitgestellt wurde. Die Bauarbeiten und die Einrichtung der Münzwerkzeuge übernahm er zusammen mit N. Gorelli aus Turin. Brenn- und Baumaterialien wurden vom Fürstabt gestellt, jedoch gegen Bezahlung.
Die Münzstätte prägte Drei- und Sechsbätzner-Münzen, die in Qualität und Gewicht den damals gängigen Standards entsprechen sollten. Heel erhielt die Erlaubnis, 2000 Mark Silber in Scheidemünzen umzuwandeln, gegen eine Gebühr von 2 Gulden pro Mark Silber (historische Währung).
Missbrauch der Münzstätte
Statt der vereinbarten Prägung begann Heel, in großem Stil minderwertige Münzen herzustellen. Die Dreibätzner-Münzen, die einen Wert von 15 Kreuzern haben sollten, waren in Wirklichkeit kaum einen Kreuzer wert. Dies führte zu massiver Verbreitung des schlechten Geldes in der Region, insbesondere in Kempten. Schließlich ließ der Fürstabt Heel in Liebenthann gefangen nehmen, da er das Ansehen der Münzstätte und des Stifts erheblich geschädigt hatte.
Römisches Gebäude auf dem Nikolausberg
Auf dem Nikolausberg wurden schon mehrfach römische Münzen gefunden. Im vergangenen Jahr fiel bei Bauarbeiten reichlich römischer Bauschutt auf, der aus dem Friedhof abtransportiert wurde. Eine genaue Lokalisierung der Fundstelle ist bislang nicht gelungen.
Grabstättenbesitzer, die bei Arbeiten auf ihrem Gelände Mauerreste oder größere Mengen römischer Ziegel fanden, werden gebeten, diese Informationen zu teilen, um weitere Erkenntnisse über die römische Besiedlung des Nikolausbergs zu gewinnen.
(Fortsetzung folgt)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 26.04.1920