Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Heimatler-Wanderung und Heimatforschung
Sonntag, den 16. Mai
An der Südseite kletterte die Wandergruppe den steilen Hang des Liebenthanner Burgstalls empor und erreichte die Stelle der einstigen Burg. Dort wurden Besichtigungen und Erklärungen vorgenommen. Hier gab es vieles zu entdecken, wobei man sich tief in die mittelalterliche Zeit vertiefen konnte.
Der Burgstall, der heute vollständig im Wald verborgen liegt, war seit dem 12. bis 13. Jahrhundert der Sitz eines kleinen Adelsgeschlechts. Er war eine Abschnittsbefestigung, umgeben von zwei tiefen Gräben. Das Schloss, das 1447 in den Besitz des Stiftes Kempten kam und nach seiner Zerstörung im Bauernkrieg von 1525 bis etwa 1801 bestand, stand an der Spitze der steilen Bergnase. Der dazugehörige Meierhof wurde erst 1856 abgebrochen.
Die Weiterwanderung wurde schließlich abgebrochen, und die Gruppe trat den Heimweg an. In der abendlichen Stimmung, auf der Ronsberger Straße dem heimatlichen Ort entgegen, bot sich noch eine Fülle des Schönen. Vor dem geistigen Auge der Teilnehmer zogen zahlreiche versteckte Kunstschätze und Prunkstücke heimischer Kunst sowie stille, anheimelnde Plätze der Bergwelt vorüber.
Allgäuer Speisepläne aus früheren Zeiten
Bauernkost 1870–1880 in Günzach und Obergünzburg
Morgens (6 Uhr): Brennsuppe oder Milchstopfer oder Breimus, danach eine Schüssel Milch mit Brot.
10 Uhr: Käse (oft in Essig, Öl, Salz, Pfeffer und Zwiebeln) mit Weißbier, auch Schmand und Brot.
Mittags (12 Uhr):
- 1. Sauerkraut mit Mehl und Wasser angedickt.
- 2. Suppe (Brot-, Riebelsuppe).
- 3. Geröstete Spätzle, Nudeln, geschupfte Krautnudeln, Mehl- oder Brotschmarren, geröstete geschnittene Nudeln, Ziegernudeln oder Küchle – letztere nur bei harter Arbeit im Sommer.
- Im Sommer wurde grüner Salat mit warmem Schmalz und Essig angemacht.
- Danach eine Schüssel Milch mit Brot.
Nachmittags (16–18 Uhr): Käse (saurer Baßkäs) mit Brot und Schöpse.
Abends (19 Uhr):
- 1. Kraut.
- 2. Suppe.
- 3. Gedämpfte oder gesottene Nudeln oder Spätzle, eventuell mit Käse oder Kraut.
- 4. Milch mit Brot.
Sonntags mittags:
- 1. Suppe.
- 2. Fleisch in Brühe auf Kartoffelsalat, Kohlrabigemüse oder Sauerkraut.
- 3. Milch.
Sonntags abends: Schlottersuppe oder Riebelsuppe, danach Milch mit Brot.
Bauernkost 1870–1880 in Ebersbach
Nach 1880 traten durch die Verbreitung der Käseküchen erhebliche Änderungen ein.
Morgens (4:30–6 Uhr):
- 1. Mus (Hafer- oder Kernmus), manchmal mit geschnittenen Äpfeln.
- 2. Eine Schüssel Suppe (Riebel- oder Brotsuppe).
- 3. Eine Schüssel Milch mit Brot.
Vormittags (10 Uhr):
- Bei Hausarbeit: Gekochte Kartoffeln mit Milch und Brot.
- Bei Feldarbeit: Käse oder Butter mit Weißbier.
Mittags (12–13 Uhr, Winter):
- 1. Sauerkraut.
- 2. Suppe (Grieß-, Brot-, Kartoffelsuppe).
- 3. Geröstete Spätzle oder Schupfnudeln.
Nachmittags (16–17 Uhr, Winter): Weißbier und Brot.
Abends (19 Uhr, Winter):
- Gekochte Kartoffeln mit Schale und Rührmilch.
- Dazu süße Milch und Suppe.
- Bei besseren Bauern: Kässpätzle nach harter Arbeit, sonst Krautspätzle.
Mit der Einführung der Käseküchen in den 1880er Jahren verschwand der traditionelle Dopfenkäse (Quark mit Kümmel), da die gesamte Milch abgeliefert wurde.
(Fortsetzung folgt.)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 21.05.1920