Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Strumpfwirkerei in Obergünzburg
Die Obergünzburger Strumpfwirker arbeiteten für Fabrikanten in Memmingen, Kempten, Kaufbeuren, Immenstadt und Ottobeuren. Obwohl die 36 hiesigen Strumpfwirkermeister mit 40 Gesellen und 4 Lehrlingen jährlich etwa 350.000 Paar Strümpfe fertigten, hatte sich keiner zur Gründung eines selbstständigen Verlagsgeschäfts entschlossen, um diesen bedeutenden Warenposten direkt zu vertreiben.
Erst im Jahre 1798 dachte der damalige Gerichtsammann Joh. Dick daran, diesen Verlag in eine Hand zu nehmen und, um sich von den Walken in Kempten, Ottobeuren und Memmingen unabhängig zu machen, eine eigene Walke am Nordhang des Mühlebergs (am Weg nach Reichholz) zu errichten.
Eine Versammlung des Handwerks am 18. November 1798 beschloss jedoch, die Walke gemeinsam zu erbauen und die etwa 500 Gulden betragenden Kosten auf alle Meister zu verteilen. Gleichzeitig erklärten sich die Meister Mich. Gabler, Jos. Bergmann, Lukas Dick, Benedikt Veit und Benedikt Dick bereit, einen eigenen Verlag zu übernehmen.
Damals mussten in Ottobeuren für das Walken von 7 Dutzend Strümpfen 30 Kreuzer und in Kempten für 5 Dutzend 24 Kreuzer bezahlt werden. In Obergünzburg rechnete man damit, dass auch die Strumpfwirker aus Ebersbach, Ronsberg und Hopferbach die neue Walke nutzen würden.
Das Register der Strumpfwirkerzunft in Obergünzburg (1790)
Das „Register der ehrbaren Meisterschaft der Strumpfwirker in Obergünzburg“ von 1790 führt folgende Mitglieder auf:
Obergünzburg: Frz. Nic, Obmann, Joh. Gg. Lambert, Mich. Brack, Joh. Feigle, Xav. Herz, Frz. Xav. Schropp, Alb. Möst, Seb. Blattner, Jos. Feigle, Jos. Bergmann, Thom. Herz, Joh. Mich. Gabler, Frz. Jos. Spat, Frz. Jos. Rader, Urbanus Greiß, Jos. Vogel, Joh. Mart. Herz, Mat. ElbaHer, Lukas Dikh, Arseni Herz, Mich. Kurz, Xav. Ramina, Frz. Jos. Ramina, Joh. Diä, Joh. Häutle, Alois Schropp, Bened. Veith, Bened. Dick, Konr. Schäffler, Xav. Schmidt, Luk. Weiß, Joh. Nep. Ostler, Andr. Geißenhofer, Mich. Stähle, Joh. Mich. Weinmüller, Cornel Schropp, Joh. Frey, Frz. Jos. Waldmann, Egid Ramina, Gg. Zeller, Ludw. Brack, Jos. Zeller.
Weitere Ortschaften:
- Untrasried: Joh. Lerch
- Hopferbach: Jos. Mayr, Jos. Rauch
- Willofs: Barthol. Schropp
- Ronsberg: Marx Schropp, Jos. Preller, Ant. Gabler, Bapt. Humel
- Neuenried: Joh. Gg. Jmerler, Antoy Gueth
- Ebersbach: Joh. Siedler, Xav. Kurg, Frz. Ant. Niederleßner
- Apfeltrang: Goelestin Ze<ß
- Friesenried: Jos. Brenner
- Unterthingau: Ga. Vogel
- Görisried: Joh. Sg. Müller
- Haunstetten bei Augsburg: Mich. Sreiß, Joh. Schöllhorn, Jos. Klos
- Nesselwang: Joh. Meg
- Aitrang: Ignaz Dietrich
- Kaufbeuren: Nikol. Ungelehrt
- Waal: Xaver Kirchhofer
Das Verzeichnis von 1824 führt nur noch 31 einheimische und 6 auswärtige Mitglieder auf. 1837 waren es nur noch 24 einheimische Meister sowie 13 Gesellen.
Die Entwicklung der Strumpfwirkerei
Die Strumpfwirkerei in Obergünzburg erlebte im 18. und 19. Jahrhundert eine Blütezeit, doch mit der zunehmenden Industrialisierung verlor das Handwerk an Bedeutung. Die Konkurrenz der mechanischen Strumpfwirkmaschinen und der großen Textilfabriken führte schließlich zum Niedergang dieses Gewerbes.
Heute erinnern nur noch wenige Spuren an die einst bedeutende Strumpfwirkerei in Obergünzburg, doch ihre Geschichte bleibt ein wichtiger Teil des lokalen Handwerks- und Wirtschaftslebens.
(Fortsetzung folgt.)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 21.06.1920