12 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg

12# Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg von 1919

Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.


Von der Pfarrkirche

1710: Wieder Bauausgaben für die Kirche. Von Peter Krez in Wörth bei Propstried wird Kalk bezogen, Steinplatten aus Rettenberg. Anscheinend wurden in diesem Jahr auch die Kirchenstühle hergestellt.

1712: Wieder sind die Bauausgaben für die Kirche recht beträchtlich, ohne dass ersichtlich wäre, was gebaut wurde.

1714: Eine Apostelfigur wird aufgestellt, vielleicht die erste der bei der letzten Restauration entfernten Apostelfiguren, von denen einige noch in der Pfarrei erhalten sind (St. Johannes Ev. am Johanneskeller, dann Statuen bei Herrn Batzer-Staig und Wassermann-Albrechts). Auch die Anschaffung eines guten Messgewandes wird erwähnt.

1715: Das „mittlere Chorgitter“ wird herausgerissen und verkauft. Die Monstranz wird durch Johann und Michael Argawer neu hergerichtet. Größere Bauarbeiten an der Kirche, ohne dass gesagt wird, was geändert wurde.

1716: Aus der Kirche wird ein altes eisernes „Bullgätter“ (ein Beinbrecher zur Verhinderung des Eindringens von Tieren?) um 3 fl. verkauft, ebenso 3 messingene „Banzergätter“ (Panzergitter außen an den Fenstern) um 14 fl.. Dagegen werden neue Rahmen zu diesen Fenstergittern angeschafft. Wieder größere Bauarbeiten, bei denen Georg Gabler, Dominikus Unsinn, Joseph Einsle und Theodor Most für Bosslerarbeit (Stuckarbeiten) beschäftigt sind.

1718: Laut Kirchenrechnung verbraucht die Pfarrkirche im Jahr 2700 kleine Hostien zu 35 fl. 38 kr., 1½ Pfund Weihrauch 1 fl. 10 kr. und 13 Pfund Waldrauch um 1 fl.. In diesem Jahr wurde viel Baumaterial beschafft, unter anderem von Nikolaus Höbel von Autenried 20 Viertel Kalk zu 6 kr., von Hanns Becherer von Sellthürn 216 Viertel zu 5½ kr.. Auch 7¼ Pfund Sprengpulver zum Steinsprengen werden erwähnt, ferner mehrere Zentner Eisen, das Pfund zu 7, 7½ und 8 kr.. Thoma Wäßerer, Ziegler von Liebenthann, liefert 5558 Ziegelsteine und Platten, zu 7 fl. das Tausend. Man sieht, die Preise unterscheiden sich erheblich von den heutigen. Georg Eberle, Schreiner zu Elleberg, erhält für 2 Kästen in die Sakristei 30 fl.. Es handelt sich um die jetzt noch in der Sakristei befindlichen Kästen, die einfache Verzierungen aus der Zeit zeigen. Die ganzen Bauausgaben dieses Jahres scheinen zum Bau der jetzigen Sakristei der Pfarrkirche zu gehören.

1719: Für Apostelfiguren bekommt der Bildhauer Franz Ertinger von Kempten eine Abschlagszahlung von 54 fl.. Die glasierten Platten auf dem Turm der Pfarrkirche werden in diesem Jahr auch erneuert. Der Bau der Gruftkapelle, auch Seelkapelle genannt, kam durch die Fertigstellung der Kuppel zum Abschluss. Ebenso wurde die neue Sakristei vollendet.

1720: Die Gruftkapelle und Sakristei werden vom Maler Martin Reiser und Anton Wassermann gemalt. Für Bossierarbeiten in dieser Kapelle und ein Magdalenenbild erhält der Bossierer Joh. Georg Leinberger 123 fl.. (Das Magdalenenbild im Beichtstuhl beim Hochaltar?). Auch 2 neue Beichtstühle kommen in die Kapelle, die heute noch dort zu finden sind. Steinplatten zur Kapelle werden in Totenberg gebrochen.

Der Geldhaufen in Reichholz

Ein Schneider verdiente in früherer Zeit, als man noch mit dem Handwebstuhl arbeitete, am Tag 3 Batzen = 12 Kreuzer. Der Verwalter sagte eines Abends zum Schneider: „Er sei wohl der Meinung, einen großen Haufen Stoff geschnitten zu haben; wenn er aber auf seinen Lohn verzichte, dann wolle er ihm einen noch größeren Haufen Geld sehen lassen.“ Etwas neugierig ging der Schneider darauf ein. Nun wurden ihm die Augen verbunden und er in ein Kellergewölbe geführt, wo man ihm die Binde abnahm. Auf dem Boden sah er hier einen noch größeren Haufen Geld aufgeschichtet als sein tagsüber geschnittener Stoffhaufen. Der Verwalter fragte ihn nun, ob er zufrieden sei und auf den Lohn verzichte, und als er bejahte, warf der Verwalter die drei Batzen, seinen Lohn, auf den Haufen. Dem Schneider wurden wieder die Augen verbunden und so wurde er heraufgeführt.

Brotbacken im neuen Backofen

Unter einem Verwalter in Reichholz wurde vom verstorbenen Maurer Gebele von Ebersbach ein neuer Brotbackofen gebaut, in dem gleich nach der Fertigstellung Brot gebacken wurde. Das neu gebackene Brot hatte natürlich einen solchen Lehmgeschmack, dass man es nicht essen konnte und auch die Pferde es nicht fraßen. Da wurde nun hin und her geraten, was mit dem Ofen zu machen wäre. Schließlich, als der Rat des Maurers befolgt wurde, den Ofen erst trocknen zu lassen, konnte ein genießbares Brot gebacken werden.

Nach Erzählung eines Ebersbachers von Heimatler B. Roggenhofer.



12 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg
Quelle:  Obergünzburger Tagblatt erschienen am 25.11.1919

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