14 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg

14# Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg von 1919

Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.


Der große Brand am 6. Juni 1804

Am Mittwoch, den 6. Juni 1804, zerstörte ein Brand den gesamten Alten Markt. Vom Anwesen des Herrn Julius und der vorderen Post bis hinauf zu den Häusern Nr. 46-48 sowie den gesamten Häuserblock entlang der Günz, von der Bärenwirtschaft bis Nr. 52. Die Stadtmühle blieb verschont, aber alle anderen Anwesen in diesem Bereich fielen dem Feuer zum Opfer.

Von den anwesenden Feuerwehren wurden unter anderem Ronsberg, Engetried, Willofs, Ebersbach, Friesenried, Kaufbeuren, Untrasried, Hopferbach, Haldenwang, Propstried, Dietmannsried, Grönenbach, das Stift und die Stadt Kempten erwähnt. Was deren Leute an Bier, Brot und Branntwein verzehrten und die Pferde an Futter, erscheint unter den Ausgaben der Kirchenstiftung.

Auch in den folgenden Jahren trug die Kirchenstiftung die Ausgaben für Feuerlöschgeräte und für die peinlich genau durchgeführte Feuerschau.

Die Impfungen und weitere Ereignisse

Im Jahr 1804 führten die Gemeindehauptleute Tagegelder für den Freiforst ein. In diesem Jahr wurde auch die Pockenimpfung eingeführt. Der Amts- und Gerichtsdiener hatte viel zu tun, bis die „blatternfähigen Kinder“ festgestellt waren. Auch ein Aufklärungsvortrag über die „Impfungen der Kuhpocken“ wurde vom Amtsschreiber und Amtsdiener gehalten, bei dem sie die Gemeinde ermahnten, „diesem landesväterlichen Rat zu folgen.“ Auch diese Kosten wurden von der Kirchenstiftung im Jahr 1805 getragen.

Im Jahr 1805 wurde der neue Doktor und Apotheker vorgestellt, ebenso die Anstellung der Hebamme. Die erste Hebamme, Frau Langin, erhielt eine Jahresbesoldung von 50 fl., wurde aber schon nach 9 Monaten im November 1805 durch die Hebamme Theresia Veitin abgelöst, die vom hiesigen Wundarzt Franz Scharf ausgebildet worden war.

1807 zahlte die Stiftung wieder die Kosten für die Reparatur der kleinen und großen Feuerspritze. Ebenso die Kosten für das neue Spritzenhaus. 1827 wurde eine neue Feuerspritze angeschafft, geliefert vom Kupferschmied Konrad Wankmüller aus Kempten für 680 fl.. Im selben Jahr wurde auch der neue Leichenwagen in Gebrauch genommen.

Obergünzburg und seine Beteiligung am Bauernkrieg 1525

Die Zeit vor 400 Jahren war für unsere Gegend eine unruhige Zeit. Das Gebiet des Stifts Kempten, zu dem auch Obergünzburg gehörte, war einer der Herde des Bauernaufstands. Bereits im Herbst 1491 erhoben sich die Bauern gegen den Landesherrn, den Fürstabt von Kempten. Der Aufruhr wurde vom Schwäbischen Bund bald wieder niedergeschlagen, doch es war nur das Vorspiel für eine viel weiter und tiefer greifende Erhebung, die 1525 ausbrach und viel Unglück über die Gegend brachte.

Die Bauernschaft im Stift Kempten war wohlhabend und darum selbstbewusst, von jeher tatkräftig und wohl in den Waffen geübt. Ihre seit langem bestehende Unzufriedenheit hatte ihre Hauptursache darin, dass die straffe Zusammenfassung der Herrschaftsrechte durch die Kemptische Regierung den Bauern ein Recht und eine Freiheit nach der anderen verkümmerte, ohne dass sie eine rechte Möglichkeit fanden, sich dagegen zu wehren. Dazu kamen ständig steigende Steuerlasten, besonders in den Hungerjahren 1490-1491, sowie harte Steuern, die der Fürstabt rücksichtslos einheben ließ, um selbst seine Abgaben an das Reich und den Schwäbischen Bund abführen zu können.

Obergünzburg hatte besonders zu klagen, dass die Bürger doppelt mit Steuer und Reisgeld (Kriegssteuer) belastet seien und dass man auch die Strafgelder unter dem damaligen Vogt Joachim von Uttenried gegen alles Herkommen erhoben habe.

Am 15. November 1491 versammelten sich die Bauern zu Leubas, um ihre Rechte zu wahren. Sie dachten zunächst wohl nicht an Gewalt, aber schon eine Woche später versammelten sie sich bewaffnet zu Durach. Ihr Führer war Jörg Hug von Untrasried, ein energischer, besonnener Mann, den die Bauern den „Abt Hug“ nannten, der Fürstabt aber den „Hus von Untrasried“. Das Eingreifen des Schwäbischen Bundes bewirkte, dass sie die Waffen wieder niederlegten und in Liebenthann einen Vergleich mit dem Stift schlossen. Aber als sie sich bald wieder bewaffnet zusammenscharten, beorderte der Bund seine bewaffnete Macht an die Sammelplätze Mindelheim und Obergünzburg. Diese Truppen wurden dann im September 1492 auch gegen die Bauern verwendet und überzogen die Dörfer der Aufständischen mit Brand und Plünderung. So war es plötzlich blutiger Ernst geworden.

(Fortsetzung folgt.)

Den Beitrag gibt es jetzt auch als Audiodatei



14 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg
Quelle:  Obergünzburger Tagblatt erschienen am 11.12.1919

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