Konzentrations-, Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeitslager im Allgäu während der Zeit des Dritten Reichs

Das Allgäu, bekannt für seine idyllischen Landschaften und kulturellen Traditionen, war während der Zeit des Dritten Reichs (1933–1945) Schauplatz zahlreicher Verbrechen. In dieser Region wurden Konzentrationslager, Kriegsgefangenenlager und Zwangsarbeitslager errichtet, die Teil des nationalsozialistischen Unterdrückungs- und Ausbeutungssystems waren.


Konzentrationslager und ihre Außenlager im Allgäu

Obwohl das Allgäu nicht Standort eines großen Konzentrationslagers war, existierten mehrere Außenlager, die dem KZ Dachau unterstellt waren. Zu den größeren Lagern gehörten:

Außenlager Kottern-Weidach (Kempten)

  • Hintergrund: 1943 wurde in Kottern-Weidach bei Kempten ein Außenlager des KZ Dachau errichtet.
  • Zweck: Die Häftlinge, darunter politische Gefangene, Widerstandskämpfer und Juden, wurden zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie gezwungen.
  • Einsatzort: Hauptsächlich bei den Bayerischen Motorenwerken (BMW) und der Messerschmitt AG, wo sie unter extremen Bedingungen arbeiten mussten.
  • Bedingungen: Die Häftlinge litten unter Hunger, Krankheiten und Misshandlungen.

Außenlager Türkheim (Kaufbeuren)

  • Hintergrund: Ebenfalls ein Außenlager des KZ Dachau, errichtet 1944.
  • Zweck: Produktion von Flugzeugteilen und anderen Rüstungsgütern.
  • Bedingungen: Ähnlich wie in Kottern-Weidach herrschten auch hier unmenschliche Lebens- und Arbeitsbedingungen.

Schätzungen zur Folge, gab es in den allgäuer KZ-Außenlager seit 1940 etwa 5000 Häftlinge.

Kranke und nicht mehr arbeitsfähige Insassen, wurden an das KZ Dachau zurückgeführt. Weshalb die Opferzahlen in den KZ Außenlagern sich im dreistelligen Bereich befanden.


Kriegsgefangenenlager im Allgäu

Die strategische Lage des Allgäus führte zur Errichtung Kriegsgefangenenlager, in denen Soldaten verschiedener Nationalitäten interniert wurden.

Stalag VII B in Memmingen

  • Hintergrund: Das Stammlager VII B diente als zentrales Kriegsgefangenenlager im Allgäu.
  • Insassen: Vor allem Soldaten aus Frankreich, der Sowjetunion, Großbritannien und den USA.
  • Arbeitskommandos: Die Gefangenen wurden in der Landwirtschaft, im Bauwesen und in der Industrie eingesetzt.
  • Bedingungen: Obwohl sie gemäß den Genfer Konventionen behandelt werden sollten, waren die Lebensbedingungen oft hart und von Mangel geprägt.

Das Memminger Lager hatte zunächst eine Kapazität von etwa 1.000, später etwa 1.700 Personen; zum Kriegsende befanden sich vermutlich etwa 3000 französische, sowjetische, britische, jugoslawische und amerikanische Gefangene im Stalag. Mehr als 20.000 Kriegsgefangene waren bis April 1945 auf ca. 800 Arbeitskommandos verteilt.

https://stadtarchiv.memmingen.de/publikationen/kriegsgefangenenlager-stalag-vii-b-memmingen-1940-1945.html


3. Zwangsarbeitslager und der Einsatz von Zwangsarbeitern

Die Wirtschaft des Allgäus profitierte erheblich vom Einsatz von Zwangsarbeitern, die aus besetzten Gebieten verschleppt wurden.

Herkunft der Zwangsarbeiter

  • Osteuropa: Viele stammten aus Polen, der Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern.
  • Westeuropa: Auch Menschen aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden wurden zur Arbeit gezwungen.

Einsatzgebiete

  • Landwirtschaft: Zwangsarbeiter wurden auf Bauernhöfen eingesetzt, um den Mangel an Arbeitskräften zu kompensieren.
  • Industrie: Fabriken in Kempten, Kaufbeuren und Memmingen nutzten ihre Arbeitskraft, insbesondere in der Rüstungsproduktion.
  • Infrastrukturprojekte: Bau von Straßen, Eisenbahnlinien und Verteidigungsanlagen.

Lebens- und Arbeitsbedingungen

  • Unterbringung: Oft in überfüllten und unhygienischen Lagern oder einfachen Baracken.
  • Versorgung: Mangelhafte Ernährung und fehlende medizinische Versorgung führten zu Krankheiten und hoher Sterblichkeit.
  • Behandlung: Die Zwangsarbeiter waren häufig Schikanen, Gewalt und willkürlichen Strafen ausgesetzt.

Schätzungen zur Folge, gab es im Allgäu seit 1940 etwa 15000 Zwangsarbeiter.

https://archiv.zwangsarbeit-archiv.de/de


Die Geschichte der Konzentrations-, Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeitslager im Allgäu ist ein wichtiger Bestandteil der regionalen Identität. Die Auseinandersetzung mit diesem schwierigen Kapitel ist unerlässlich, um die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und zukünftigen Generationen ein Bewusstsein für die Bedeutung von Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Frieden zu vermitteln. Durch aktive Erinnerungskultur und Bildungsarbeit kann sichergestellt werden, dass die Opfer nicht vergessen werden und ähnliche Verbrechen nie wieder geschehen.


Nationalsozialismus: Schwierige Aufarbeitung in den Kommunen | Kontrovers | BR24

Liberation of Stalag VII-B, Memmingen, Germany.

Dum spiro, spero. – Cicero