16 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg

16# Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg von 1919

Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.


Von der Pfarrkirche

Die Deckenmalereien im Kirchenschiff vom Kemptener Hofmaler Koneberg aus dem Jahr 1768 erscheinen nicht in der Kirchenrechnung und wurden daher vermutlich vom Stift Kempten bezahlt.

1776: Der hiesige Bildhauer Gottlieb Anwander erstellt einen neuen Altar in der Gruftkapelle.

1779: Abschluss der großen Kirchenrestauration, die zum größeren Teil vom Stift Kempten und aus den Gaben der Guttäter finanziert wurde. Die Stuckverzierung und die große Kartusche über dem Chorbogen, die das Wappen des Fürstabtes Roth von Schreensstein und das Datum 1779 trägt, gehören wohl ebenfalls in diese Jahre.

Die Stiftung verkauft alte Malereien von der alten Emporkirche um 1 fl. 5 kr.. Franz Anton Ruedhart, Müller zu Liebenthann, kauft eine alte Malerei vom alten Täfer (der Kirchenschiffdecke) um 8 fl..

Die Seitenaltäre sowie der Bruderaltär in der Gruftkapelle sind neu gefasst worden, was 16 fl. 16 kr. kostete. Die Schobermüllerin Anna Marta Gerin stiftet dazu 405 fl..

1781-1782: Auf die Säule vor der Muttergottesstatue unter der Orgel muss Fr. Ant. Weißenbach, Wirt, jährlich auf Lichtmess eine gelbe Wachskerze aufstellen.

1788-1789: Neugemachte Kirchenstände auf der Evangelienseite (damals Einzelseite).

1787-1788: In der Rechnung der Rosenkranzbruderschaft wird erwähnt, dass die Docken der Kirchenstühle auf der Frauenseite vom Bildhauer Gottlieb Anwander überarbeitet (d.h. auf ihrer Oberfläche nachgearbeitet) wurden. Für einige beschädigte wurden neue nachgeschnitten.

1792: Der Maler und Heiligenpfleger Josef Wassermann renoviert das Bild der Maria mit dem Jesuskindlein und zwei Engeln auf dem Pfarraltar.

Die Geschichte der Pfarrkirche

Die jetzige Kirche stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, ebenso der Turm. Von einem Turm aus dem Jahr 1018, von dem man gelegentlich liest, ist nichts Sicheres bekannt, jedenfalls keine Spur mehr zu finden.

Die ursprünglich am nördlichen Eingangstor des Friedhofs befestigte, 1804 in die Gruftkapelle übertragene und vor 1829 über der Eingangstür des Turmes eingelassene Bauinschrift nennt als Bauzeit des Turmes 1457-1462:

Es ist zu wissen allermänniglich, dass der Wendelstein angefangen ward im Jahre des Herrn 1457 und ward fertig in 5 Jahren. Damals war Kirchherr Erhardus Kurbflaus und Petrus Teltmaun war Kirchmeister. An der Arbeit beteiligt: folgen die Zeichen der Baumeister.

Die Pfarrkirche steht in dem seit etwa 1684 aufgegebenen alten Friedhof, von dessen Gräbern heute bei jeder Grabung im Umkreis der Kirche Gebeine zu Tage kommen. Der ganze Friedhof war von einer starken Befestigungsmauer umgeben, deren Verlauf etwa durch den heutigen Straßenrand bezeichnet ist. Ob an ihrer Stelle eine ältere Befestigung den Platz einnahm, wie alte Nachrichten wissen wollen, ist bis heute nicht mit Sicherheit feststellbar.

Die Bauinschrift bezieht sich wohl auf das gesamte Kirchengebäude, nicht nur auf den Wendelstein (-Turm) selbst. Turm, Chor, Friedhofsmauer und Teile des Kirchenschiffs zeigen in Material und Arbeit große Ähnlichkeiten, die darauf hinweisen, dass sie aus der gleichen Zeit stammen müssen.

(Fortsetzung folgt.)



Quelle:  Obergünzburger Tagblatt erschienen am 22.12.1919

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.