Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Obergünzburg und seine Beteiligung am Bauernkrieg 1525
Am 10. Juni lagen die Obergünzburger wohl mit den anderen Allgäuer Haufen vor Füssen, wo sich Verhandlungen mit dem Erzherzog Ferdinand anbahnten, die am 23. Juni zu einem Waffenstillstand führten, jedoch keinen endgültigen Frieden brachten, da der Schwäbische Bund an einer vollständigen gewaltsamen Niederwerfung der Aufständischen interessiert war.
Der Günzburger Haufen war dann noch an der vergeblichen Belagerung von Memmingen beteiligt, die wegen Mangel an Lebensmitteln nach 14 Tagen abgebrochen werden musste. Nun zog sich das „Gewitter“ allmählich über den Allgäuern zusammen. Von der Donau her rückte der Truchsess Georg von Waldburg, auch bekannt als der „Bauernjörg“, der in Württemberg und Franken tausende von Bauern auf der Walstatt niedermetzelte, ungehindert vor. Gleichzeitig sammelte Jörg von Frundsberg in Mindelheim 3000 Kriegsknechte gegen die Bauern. Diese Nachrichten verbreiteten Schrecken überall. Die Günzburger wandten sich zusammen mit den Ottobeurern, Probstriedern und Rettenbachern an die Städte Kempten und Isny zur Vermittlung eines friedlichen Ausgleichs. Am 3. Juli baten dann die Hauptleute und Räte des Günzburger Haufens sogar Jörg von Frundsberg um Vermittlung, doch er schickte ihnen am nächsten Tag seinen Fehdebrief als Antwort.
Nun konnten nur noch die Waffen entscheiden. Die Bauern planten ursprünglich, bei Obergünzburg eine Entscheidungsschlacht zu schlagen, beschlossen aber am 9. Juli, sich nach Leubas zurückzuziehen, wo sie sich in einer ausgezeichneten Stellung versammelten und den Feind erwarteten. Am 13. Juli erschien das Bundesheer ihnen gegenüber. Die Bauernmacht war zwar sehr bedeutend, doch der Schrecken und die Strapazen hatten bereits ihre Reihen gelichtet.
Am 14. Juli scheiterte ein Angriff der Bauern, und am 15. Juli wollte der Truchsess mit dem inzwischen eingetroffenen Jörg von Frundsberg seinerseits zum Angriff vorgehen. In der Nacht flohen die Bauern jedoch aus ihrer ausgezeichneten Stellung, deren Erstürmung sicher viel Blut gekostet hätte. Damit war die Entscheidung gefallen.
Die südlich von Leubas liegenden Ortschaften gingen in Flammen auf. Der Rest der südwärts geflüchteten Bauern ergab sich am Kohlenberg bei Sulzberg. Günzburg entging knapp dem Schicksal, niedergebrannt zu werden, wie es der Schwäbische Bund am 13. Juli angeordnet hatte, da die Bauern dort immer wieder ihre Zusammenkünfte abgehalten hatten. Trotzdem blieben die Günzburger schlecht angeschrieben.
Schon am 15. Juli erhielten sie ein strenges Schreiben von Truchsess Jörg aus dem Feldlager bei Leubas, gerichtet an Amann, Gemeinde und alle Pfarrleute zu Obergünzburg. Darin hieß es, dass sie bei Verlust von Leib und Gut alle in Liebenthann mitgenommenen Urkunden und Schriften des Stifts Kempten und Adams von Stain unverzüglich in Kempten dem Statthalter des Stifts abliefern müssten.
Was den Obergünzburgern sonst noch alles zum Vorwurf gemacht wurde, lässt sich bei Gutbrod, „Geschichte der Pfarrei Obergünzburg“, nachlesen. Die Strafe, die die Aufständischen traf, war schwer. Die Rädelsführer mussten ausgeliefert werden, soweit sie nicht nach Tirol, Vorarlberg oder in die Schweiz geflohen waren. 18 von ihnen wurden hingerichtet, darunter der Schneider Peter Nusser von Ebersbach. Vor seiner Hinrichtung lud er den Bauernjörg und alle, die an seinem Tod schuld seien, zur Verantwortung ins Tal Josaphat, eine Einladung, die der Heerführer tatsächlich annahm.
Die Bauern mussten aufs Neue Gehorsam geloben, durften kein Bündnis mehr schließen, mussten alles Geraubte herausgeben, den angerichteten Schaden ersetzen und Haus für Haus 6 Gulden Brandsteuer erlegen. Wer geflohen war, dem sollte der Besitz eingezogen und seine Frau und Kinder nachgeschickt werden. Sollten sie sich wieder zeigen, würden sie gefangen genommen. Über die Beschwerden der Bauern würde der Bund seine Entscheidung fällen, und die Durchsetzung der Bedingungen wurde mit schweren Strafen gesichert.
Ruhe kehrte jedoch lange nicht ein. Die strengen Strafen brachten das Volk erneut in größte Erregung. Es musste eine neue Entwaffnung des Landes durchgeführt werden. Dazu gab es immer noch versteckte „Banditen“, die wie die Frauen der Flüchtlinge die Erregung weiter schürten. Auch in Obergünzburg mussten einige fliehen. Dies geht aus einer Bittschrift hervor, die um Mitte September etwa die Hausfrauen der Männer Georg Mocdelin, Urban Rapp, Ulrich Erhart und weiterer Flüchtiger einreichten, um für ihre Männer Geleit für den Tag nach Memmingen zu erbitten, damit sie sich dort verantworten und danach zu ihren Familien zurückkehren könnten.
(Fortsetzung folgt!)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 19.02.1920