22 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg

23# Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg von 1920

Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.


Obergünzburg und seine Verteidigung im Bauernkrieg 1525

Die Antwort der Bauern auf diese Klageschrift legt nochmals ausführlich deren Rechtsstandpunkt dar, wiederholt alle von der Günzburger Tagung her bekannten Beschwerdepunkte. Die Gewalttätigkeiten versuchen sie auf möglichst harmlose Weise zu erklären: Dass dem Stift an Schlössern, Gotteshäusern und anderem einiger Schaden erwachsen sei, sei eigentlich die Schuld des Stifts. Sie hätten zwar von der Beute etwas zu Händen bekommen, aber alles schon wieder abgegeben. Im Übrigen sei die Zerstörung der Schlösser nicht durch die Untertanen geschehen, sondern „von etlichen fremden, hergelaufenen, nicht bekannten Leuten“, ohne dass die Untertanen es hätten hindern können.

(Baumann, Akten 329–343).

Dass der Abt mit dieser Antwort, die reichlich schöngeredet war, nicht zufrieden war, ist klar. Die Schiedsleute des Schwäbischen Bundes setzten eine neue Verhandlung auf den Bundestag zu Nördlingen an, datiert auf den 11. November. Inzwischen sollten die Untertanen ihre herkömmlichen Dienste und Abgaben leisten, mit Ausnahme der Reissteuer und der neuen Jahressteuer. Der Abt hingegen sollte wegen der vorgegangenen Ereignisse keine ungnädigen Maßnahmen vornehmen.

In der Zwischenzeit ging natürlich die Untersuchung des Schwäbischen Bundes gegen die Rädelsführer weiter. Die Teilnehmer des Günzburger Haufens gerieten arg in die Klemme, insbesondere wegen der Verteilung der Liebenthanner Beute, die auf die Teilnehmer aus einer großen Anzahl von Orten (140) verteilt worden war und nun wieder beigebracht werden sollte.

Die Günzburger beispielsweise hatten ebenso wie die Leute aus der Herrschaft von Stain, die Thingauer und die Untrasrieder bei der allgemeinen Teilung etwa 200 Gulden, dazu Korn und Silbergeschirr erhalten. Von einzelnen besonders belasteten Personen aus unserer Gegend, die natürlich ihre Schuld möglichst abwälzen wollten, erfahren wir die Namen:

  • Jörg Moch, genannt Mochelin, und Urban Rapp von Günzburg
  • Hans Hafenmair und Veit Riedle, die beiden Pfarrhelfer von Günzburg
  • Hans Schindele von Schmalholz
  • Mang Schmid von Untrasried, der mit Urban Rapp Beutenmeister war
  • Jörg Roggenmayr von Ronsberg
  • Hans Teuber, Müller zu Kraftisried
  • Lebhaft von Götzen (bei Betzigau)
  • Der Pfarrer Christian Wanner von Haldenwang, der sich mit Agatha Käß von Mindelheim verheiratete
  • Jörg Mairrogk im Ror (war der Hauptmann der Ronsberger und der Steinischen Untertanen)
  • Hans Frei aus dem hinteren Schmalholz.

Die Nördlinger Tagung blieb ebenfalls erfolglos. Vertreter der Günzburger war hier Hans Herz, ebenso wie später zu Memmingen. Die Lage verschlimmerte sich sogar wieder wesentlich. Widerstand auf der einen und neue Gewaltmaßnahmen auf der anderen Seite ließen einen neuen Aufstand bald erwarten. Deshalb eilte der Schwäbische Bund, dem Streit endlich ein Ende zu bereiten. Das gelang den aufgestellten Schiedsleuten auf einer neuen Memminger Tagung vom 8. bis 19. Januar 1526.

Da die zu Memmingen aufgestellten Vertragsartikel für die ganze Zukunft die geltende Rechtsgrundlage wurden, geben wir sie hier nach einer in der Marktregistratur befindlichen Abschrift wieder:


Einleitung der Memminger Vertragsartikel:

„Wir, die Unterzeichneten, mit Namen Georg Busch zu Vilshaim, Haushofmeister zu Landtshuet, und Hans von Fridingen, unseres gnädigen Herrn von Constanz Hoffmeister, beide als Vertreter der Kurfürsten und Fürsten. Hans von Königsegg, Freiherr zu Aulendorf, und Adam vom Stein zu Ronsperg, Vertreter der Prälaten, Grafen und Herren von Adel. Heinrich Bessrer von Ravensburg und Gordian Sauter von Kempten, Bürgermeister der gemeinen Stadt. Alle hier als Vertreter der drei Stände und der Versammlung des löblichen Schwäbischen Bundes.“


Die Fortsetzung der Vertragsartikel folgt, laut der Akten der Marktregistratur.



23 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg
23 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg
Quelle:  Obergünzburger Tagblatt erschienen am 22.03.1920

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