Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.
Die Vereinödung in Obergünzburg und die Verteilung der Gemeindeböden
Ein Versuch der Regierung, die bestehenden Gegensätze durch eine Änderung der einschlägigen Artikel der Gemeinde- und Beschlagordnung zu beseitigen, führte zu sehr lebhaften Verhandlungen am 8. Januar 1798, schlug aber gründlich fehl.
Eine Spezialvernehmung der Gegner der Teilung über ihre Weigerungsgründe zeigte als solche immer wieder die Furcht vor Mehrausgaben und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Man konnte sich nicht in die Folgen und Vorteile der gründlichen Umstellung der gesamten Landwirtschaft hineindenken.
Interessant ist die Äußerung, dass in Günzburg niemand allein von der Landwirtschaft leben könne, sondern auf einen zusätzlichen Gewerbebetrieb angewiesen sei. Besonders aufgebracht zeigte sich der Webermeister Albantis Miller über das „verfluchte Untier des Einödens“, das nun auch in die Marktgemeinden komme und ihn als alten Mann zwingen werde, zu darben. Er klagte, dass die harten Zeiten ihn und seine Zunft bereits genug belasteten und er nun keine andere Wahl hätte, als vielleicht sogar zu stehlen, um zu überleben.
Die endgültige Entscheidung
Am 27. April konnte die Gemeindeversammlung aufgrund der tiefgreifenden Missstimmung kaum noch Wahlen vornehmen, weil niemand bereit war, unter diesen Umständen ein Gemeindeamt zu übernehmen. Die Entscheidung wurde unausweichlich, und so ordnete die stiftische Regierung in Kempten am 15. Mai 1798 endgültig die Vereinödung der Flur an – trotz des Widerstands der Gegner, deren Zahl inzwischen auf 42 Personen gesunken war.
Am 10. Juni verließen diese Gegner die entscheidende Gemeindeversammlung demonstrativ. Doch als am 11. Juni die Vereinödungskommission dennoch ihre Arbeit aufnahm, kehrten sie im Verlauf der Arbeiten wieder zurück, um nicht jeglichen Einfluss zu verlieren.
Am 31. Juli wurden die Feldmesser, die unparteiischen und gemeindlichen Schätzleute aufgestellt sowie die nötigen Hilfskräfte – darunter Kettenzieher für die Vermessung und Pfahlträger – organisiert.
Die Umsetzung der Vereinödung
Von nun an gestaltete sich die Umsetzung relativ einfach. Geplante Umsiedlungen von Höfen auf neugewiesene Grundstücke unterblieben zunächst, weil die dafür bewilligten Entschädigungen den Interessenten nicht ausreichend erschienen.
Natürlich gab es einige Klagen, aber die Kommission konnte diese ohne große Schwierigkeiten bewältigen. Die Arbeiten waren im Großen und Ganzen bis 1800 abgeschlossen, wenngleich sich einige mit der Bezahlung ihrer Anteile an den Kosten Zeit ließen.
Die Verteilung der Gemeindewälder
Am 5. April 1809 stellte die Gemeinde Obergünzburg ein Gesuch an das königliche Landgericht, etwa 50 Jauchert abgeholzte Gemeindehölzer an der Ebersbacher Steig und in der Walleroy an die Bürger als Eigentum zu verteilen. Da weder die Regierung noch die Forstbehörden Einwände hatten, wurde das Gesuch genehmigt.
Im Juli 1810 folgte ein weiteres Gesuch, den gesamten Waldbesitz der Gemeinde aufzuteilen. Auch dieses wurde bewilligt, und da kein Bürger Einspruch erhob, wurde am 1. Dezember 1810 vor dem Landgericht der Akkord zur Verteilung von 375 Jauchert Gemeindewald geschlossen. Damit war der gesamte beträchtliche Gemeindeboden Obergünzburgs aufgeteilt.
Die Entstehung der Käsküchen in Ebersbach
Bis in die 1880er Jahre gab es nur vereinzelt Käsküchen in der Gegend. Zuvor wurde lediglich Butter hergestellt, während der Zieger (Dopfen) entweder mit Milch gegessen oder zu Kienzle verarbeitet wurde, die bei jeder Gelegenheit auf den Tisch kamen.
Die abgelieferte Butter war bei den Schmalzschmelzern nicht sonderlich beliebt und wurde oft als „Dreckbutter“ bezeichnet oder nur widerwillig angenommen. Der Aufkäufer erhielt damals 8 Pfennig pro Pfund Butter, das je nach Qualität und Jahreszeit zwischen 70 Pfennig und 1,20 Mark kostete.
1883 wurde die erste Käsküche in Ebersbach gebaut, und die gesamte Milch wurde fortan dorthin geliefert – für 7 Pfennig pro Liter. Wegen des Käseküchenbaus gab es viele Streitigkeiten. Weitere Käseküchen entstanden bei Epple, Mossmang, in Gfäll und Heissen. Schließlich folgten zwei Käseküchen in Ebersbach: die obere bei der Schule und die untere bei Raupold Krässler. Auch bei Epple wird weiterhin Käse hergestellt. In Hauprechts wurde 1893 eine Käsküche errichtet.
In den Käseküchen wurde vor allem Butter und Weichkäse produziert. Der Käsepreis schwankte 1883 zwischen 18 und 25 Mark pro Zentner.
(Fortsetzung folgt.)
Quelle: Obergünzburger Tagblatt erschienen am 14.06.1920