6 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg

#6 Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg von 2019

Diese Beiträge werden von der Heimatgemeinde Obergünzburg als gelegentliche Früchte ihrer Arbeit veröffentlicht. Sie sollen in zwangloser Folge fortgesetzt werden.


Nikolausberg

1760: Größere Reparaturen an der Bergkirche, dabei wird die Ausbesserung des Dachs auf der Kuppel erwähnt.

1763: 50 fl. werden zu einer neuen Kanzel auf dem Berg gestiftet. Die Kanzel erscheint mit 100 fl. Ausgaben für den Stukkateur in der Rechnung.

1779: Der Stukkateur Johann Eg. Wirth aus Stift Kempten bessert die Kanzel auf dem Nikolausberg aus.

1780-1: Für die zwei neuen Seitenaltäre auf dem Nikolausberg erhalten der Bildhauer Gottlieb Anwander und der Schreiner Xaver Didch als Zahlung 200 fl. Die Schobermüllerin Anna Maria Zischerin stiftet dazu 100 fl.

1781-2: Unter den Opfergaben auf dem Nikolausberg werden auch alte Münzen, Zeichen (Votivgegenstände?), künstliche Blumen, Wachs und Silberware erwähnt. Für die Fassung der neuen Altäre auf dem Nikolausberg und die Renovierung des Choraltars zahlten die Spender noch 245 fl. Für die zwei oberen Altarbilder der neuen Seitenaltäre auf dem Berg werden 8 fl bezahlt. Auch neue künstliche Blumen werden für diese Altäre angeschafft.

1782-3: Franz Joseph Schupp zahlt für zwei steinerne Platten (Grabplatten?) vom Nikolausberg 2 fl 24 kr.

1785-6: Andreas Hueber, Hammerschmied in Engetried, liefert einen neuen Glockenschwengel um 8 fl 6 kr. Franz Thoma, Orgelmacher in Aitrang, repariert die Orgel in der Bergkirche.


Reisende und Sammler in Obergünzburg

Auf der wichtigen Straße, die durch Obergünzburg führt, gab es viele reisende Leute, die von freiwillig oder unfreiwillig gespendeter fremder Hilfe lebten. Ein beträchtlicher Prozentsatz davon hatte es auf Kirchen und Pfarrhöfe abgesehen. Viele Sammler für abgebrannte Kirchen und Klöster aus den entferntesten Gegenden, darunter arme Geistliche, besonders auch italienische Ordensgeistliche, katholisch gewordene Prediger, getaufte Juden, gaben sich in bunter Folge die Pfarrhoftüren in die Hand. Manche recht verdächtige Gestalt war darunter, wenn auch die Papiere meist in bester Ordnung schienen. In den Kirchenrechnungen erscheinen Unterstützungen für dieses fahrende Volk ab 1729.

1729: Der Eremitenbruder Sebastian erhält für Ablassbrief und heilige Reliquien aus Rom 11 fl 40 kr. Einer armen Offiziersfrau, einer Konvertitin und einem Pastor samt seiner Familie, die katholisch geworden sind, werden kleine Gaben gegeben.

1732: Ein getaufter Jude erhält als Wegegeld 6 kr. 1733 ein solcher 8 kr, desgleichen ein konvertierter Prediger und noch ein getaufter Jude.

1734: Ein armer Geistlicher erhält 12 kr Reisegeld, zwei weitere 15 kr.

1739: Vier arme Geistliche bitten um Reisegeld.

1741: Eine arme Konvertitin, zwei arme Feldprediger, zwei barmherzige Brüder aus Genua und zwei Konvertiten bitten um Unterstützung.

1742: Wieder unterschiedliche getaufte Juden, Prediger, Feldprediger und Bettler für abgebrannte Kirchen und Klöster erscheinen.

1745: Zwei katholisch gewordene Prediger und zwei sogenannte Amerikaner erhalten Wegzehrung, auch zwei Geistliche, die für in der Türkei gefangene Geistliche sammeln.

1746: Neun arme Geistliche und Prediger erhalten Weggeld, später noch weitere.

1747: Wieder zahlreiche kleine Beträge für Kirchenbauten und Unterstützungen für reisende Geistliche, Konvertiten und Studenten. Ebenso 1749 und 1750. Für die Kirchenbauten erscheinen Sammler nicht nur aus Schwaben und Oberbayern, sondern auch aus der Oberpfalz, der Gegend von Bayreuth, von Mainz, aus dem Elsass und sogar aus den nördlichsten Gebieten des Reiches. Ebenso haben die Sammler der polnischen und mährischen Klöster unsere Gegend durchzogen, auch die italienischen Klöster sind reichlich vertreten. 1750 sind auch zwei Offiziere aus dem Sulzbachischen erwähnt, die katholisch geworden waren. Man sieht leicht die Zusammenhänge mit den Kriegsereignissen der Zeit.

1753: Vereinzelt tauchen immer noch reisende Prediger und viele Kirchenbettler auf.




6 Ausgabe Kleine Beiträge zur Geschichte von Obergünzburg
Quelle:  Obergünzburger Tagblatt erschienen am 04.11.1919

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